
Wie finanziert sich ein Funkspiel? Im Rahmen unserer Miniserie "Funkspiel und Finanzen" gehen wir im zweiten und letzten Teil auf die Finanzierung ein.

Wie finanziert sich ein Funkspiel?
Die Arbeitsgemeinschaft Funkspiele (AGF) gibt es seit 2014. Daher sind uns in all den Jahren viele Wege der Finanzierung präsentiert worden, von Klassikern bis zu sonderbaren Modellen der Kapitalbeschaffung. Unterm Strich bleibt es stets bei fünf typischen Formen, die unter anderem unmittelbaren Einfluss auf den Werdegang und die Existenz eines Funkspiels haben.
Geiz ist geil
Das Modell "Geiz ist geil" klingt abstrus und irreal, kommt jedoch sehr häufig vor.
Der Teamspeak wird gestellt, den Webspace gibt es von einem Freehoster und ansonsten deckt man sich großzügig mit kostenfreien, und manchmal weniger legalen, Angeboten aus den Weiten des World Wide Webs ein.
Funkspiele, welche auf dieser Basis aufgebaut wurden und werden sind jene Funkspiele, die weder seriös noch von langer Lebensdauer sind. Solche Funkspiele werden in der Regel kurzsichtig und ohne Planung eröffnet und betrieben. Ihre Gründer sind in der Regel Wiederholungstäter, sie lernen aus den Niederlagen nichts, versuchen es jedoch stets aufs Neue.
Für Betreiber von Funkspielen und Dienstleister ein sehr nerviges Thema.
Gründe für die kurze Lebensdauer liegen auf der Hand. Oftsmals verschwinden die gestellten Einrichtungen plötzlich und ohne Rücksprache, weil die Gönner in der Regel nicht ausreichend bekannt sind.
Userfinanzierung
Hast Du mal nen Euro?
Jeder in Köln kennt den Dom und seinen Vorplatz und somit das stete Vergnügen, dort um eine kleine Spende oder finanzielle Aufmerksamkeit angesprochen zu werden.
Ähnliches kennt man auch von diversen Funkspielen. Man betritt das Funkspiel und wird direkt per Popup um eine Spende angehauen, wenn nicht direkt zu Beginn, dann doch spätestens im Support.
Die teure Leitstelle, die aufwendige Serverstruktur, all dies will bezahlt werden und hierfür bittet man direkt den Newcomer um einen kleinen Beitrag. Wirkt Interessenten gegenüber alles andere als seriös!
Dieses Finanzierungsmodell zeigt sich erfahrungsgemäß als inpraktikabel. Die Kasse füllt sich fast ausschließlich mit leeren Versprechungen. Da kann man auch beim Betreten eines Lebensmitteldiscounters Eintritt verlangen.
Sponsoren
Wenn einem eines aus den Ohren herauskommt, dann die vielen Geschichten rund um das Thema "Sponsoren".
In den meisten Fällen Bullshit! Wieso? So gut wie keines der Funkspiele oder Projekte rund um das Thema Funkspiel hat über einen kurzfristigen Zeitraum existiert.
Die Gründe hierfür können viele sein. Die Tatsache, dass man überhaupt auf ein Sponsoring angewiesen ist oder der Umstand, dass der Sponsor seine Daseinsberechtigung gründlichst überdenken sollte. Fast ausschließlich wurden wir mit zweiterem konfrontiert. Sponsoren sollte man sich mehr als gründlich angucken. Kurzfristige Kündigungen der Sponosringvereinbarungen oder Bereitstellung mangelhafter technischer Strukturen sind die meisten Beschwerden, die wir immer wieder zu Ohren bekommen.
Hier erinnern wir uns gerne an ein Funkspiel, welches einen Online-Shop als Sponsor wähnte und trotzdem hartnäckig um einen freiwilligen Mitgliedsbeitrag bat. Eine gleichfalls amüsante Lektüre sind subtile Sponsoringgesuche diverser Funkspiele und Anbieter auf entsprechenden Plattformen.
Bei den Modellen Userfinanzierung und Sponsoren sehen sich Funkspielen sehr häufig mit der Kollision anderer Lizenzvereinbarung konfrontiert. Sehr oft wird dies bewusst missachtet. Klassisch sind hier Verstöße gegen die NPL (Non Profit Lizenz) von Teamspeak, die konsequent zu melden sind.
Fremdfinanzierung
Das Todesurteil schlechthin. Nachvollziehbar und daher gehen wir nur kurz auf diese Form ein.
Es gibt da eine Gruppe von Funkspielern (ja immer die gleichen), die bei ihren Projekten auf Finanzierung durch Dritte setzt, mit den Versprechen die Außenstände in Kürze zu begleichen.
Alleine 2019 hat es ein Funkspiel geschafft, mit dieser Methode einen Großteil möglicher Domainkombinationen zu verschleißen, weil man die Domain über Dritte hat finanzieren lassen und den Ausgleich immer schuldig blieb.
Diese Methode sorgte nicht nur für zahlreiche Domainwechsel, sondern auch zu Teamfluktationen und Teamspeakneuinstallationen.
Ungeachtet interner Problematiken, macht es sich nach außen nicht gut, solche Wechsel als Wartungsarbeiten oder andere technische Probleme zu tarnen. Vor allem wenn interne Whistleblower bereits vorher Aufklärungsarbeit leisten. Nur weil man selbst jeden Mist glaubt, muss man nicht meinen anderen jeden Mist verkaufen zu können.
Eigenfinanzierung
Der Klassier, das Erfolgsmodell.
Was haben uns die richtigen, mehrjährigen Funkspiele mit operativem Betrieb gelehrt? Mit einer soliden Eigenfinanzierung kann nichts schiefgehen. Man ist nicht auf Dritte angewiesen und kann somit das finanzielle Risiko besser einschätzen. Unser Artikel Die Kosten eines Funkspiels zeigt uns, dass die monatlichen Grundkosten sich in einem beschaulichen Rahmen halten. Wer sich also hier bereits mit persönliche Liquiditätsengpässen konfrontiert sieht, sollte es mit seiner Funkspielgründung besser sein lassen.
Auffällig bei den richtigen Funkspielen ist gleichfalls der Umstand, dass sich die Betreiber regelmäßig hinreißen lassen, ihrem Funkspiel zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, um die Attraktivität des Projektes weiter zu steigern. Und dies alles aus eigener Tasche.
Bei diesen Funkspielen, die auf diese Art und Weise mehrfach ihre Seriösität beweisen, ist auch die Bereitschaft der Userschaft höher, einen finanziellen Beitrag anzuieten, um ihre Dankbarkeit auszudrücken.
Fazit
Der langen Rede kurzer Sinn. Wer wegen 12 Euro das Mahnverfahren bei seinem Hoster riskiert und auch ansonsten immer die anderen zahlen lässt, sollte die Finger von Funkspielgründungen lassen.
Die, die ihr Funkspiel auf einer soliden Eigenfinanzierung aufgebaut haben, haben es richtig gemacht.
Das war sie, unsere Miniserie Funkspiel und Finanzen. Wir hoffen, dass sie Euch gefallen hat.